LIEST DU NOCH ODER SCHREIBST DU ENDLICH?
Richtig, der Titel hat einen Grund! Du liest und liest und liest … aber du schreibst nicht. Hör auf, alle möglichen Gründe vorzuschieben und fang endlich an zu schreiben. Denn das hast du doch vor, oder?
Ratgeber und Sachbücher über kreatives und »richtiges« Schreiben gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Ich habe Dutzende davon. Du wahrscheinlich auch.
Sie schlagen mir vor, wie ich kreative Texte schreiben, eine Story aufbauen, Karteien oder Notizen anlegen, recherchieren oder vielleicht sogar Figuren entwickeln kann. Alles schön und gut.
Aber allen fehlt etwas: Keines der Bücher nimmt mich an die Hand und hilft mir, meinen inneren Schweinehund zu überwinden. Sprich, mich tatsächlich hinzusetzen und zu schreiben. Und zwar regelmäßig. Und damit eine gewisse Routine zu entwickeln.
Solange dies nicht der Fall ist, nützt der schönste Ratgeber nichts.
Nun habe ich zumindest den Vorteil, dass ich auch in meinem Hauptberuf (mit dem ich noch mein Geld verdienen muss, aber das könnte sich ja demnächst vielleicht ändern) viel schreibe. Doch ein Buch zu schreiben, war schwieriger als ich dachte. Ich empfand es nicht als „Arbeit“. Daher haperte es anfangs mit der Disziplin und Routine. Die Zähne zusammenzubeißen und mich auch wirklich zum Schreiben hinzusetzen, war gar nicht so leicht. Es war alles in meinem Kopf, aber es von dort auch auf das Papier zu bringen, auszuformulieren und aufzuschreiben – das ist eine andere Sache. Gäbe es ein Gerät, das meine Gedanken aus dem Kopf direkt, und zwar sofort richtig formuliert, in den PC übertragen würde, ich wäre die Erste, die es nutzen würde. Mit den Gedanken und Vorstellungen von deiner Story ist es nämlich so eine Sache. In deinem Oberstübchen kennst du deine Geschichte genau, hast die Handlung und die Personen, Schauplätze und das restliche Brimborium genau vor Augen. Tjaaaaa … und jetzt? Jetzt solltest du eigentlich mit dem Schreiben beginnen. Aber das ist gar nicht so einfach, oder? Der Text, den du dir im Geist vorstellst, schreibt sich nicht von allein. Und irgendwie ist es plötzlich schwierig, genau das zu formulieren, was du im Kopf hast …
Schütteln berühmte Autoren ihre Bücher einfach aus dem Ärmel? Nein. Schreiben sie nur dann, wenn sie gerade Lust dazu haben? Nein!! Sie alle haben vielleicht klein angefangen. Doch klar ist: Ohne Fleiß, Routine und Disziplin beendest du kein Buch, und ein Bestseller wird erst recht nicht entstehen. Ich langweile dich hier jetzt nicht mit ausufernden Erklärungen, wie und wann ein Buch zu einem Renner wird oder nicht, das steht mittlerweile in jedem Ratgeber über kreatives Schreiben.
Routiniertes Schreiben kannst du lernen, doch dazu musst du endlich anfangen. Basta. Und nein, Routine und Disziplin beim Schreiben sind KEINE Kreativitätskiller! Wenn du nicht kreativ bist, hilft dir auch dieses Buch nicht, deine Kreativität zu finden. Die entsteht im Kopf, in deiner Fantasie. Man kann zwar mit bestimmten Übungen etwas nachhelfen, doch davon handelt dieses Buch nicht, oder zumindest nur ein bisschen nebenher.
Aber auch Routine und Disziplin entstehen im Kopf. Genau wie dein Wille, dies hier durchzuziehen. Regelmäßigkeit, Schreibdisziplin und Routine sind (neben Rechtschreibung, Recherche etc.) die »Basiswerkzeuge«, mit denen du beginnst. Und damit bearbeitest du die »Materialien« Kreativität und Fantasie.
Mit "Liest du noch oder schreibst du endlich?" gebe ich dir einen »Personal Schreibcoach« an die Hand, mit dem du dein Vorhaben auch endlich in die Tat umsetzen kannst.
Wie das gehen soll?
Mit festen Vorgaben und Terminen! Sie erleichtern dir den Einstieg in das regelmäßige Schreiben, sodass du deine persönliche Schreibroutine entwickeln kannst. Du lernst also, mit den Basiswerkzeugen umzugehen.
Denn: WENN du Geschichten oder ein Buch nicht nur beginnen, sondern auch zu Ende schreiben willst, sind die wichtigsten Punkte Disziplin, Regelmäßigkeit und Routine. Ohne diese Eckpfeiler, also die Grundausstattung, wirst du nicht weit kommen, und dein großes Vorhaben nimmt unweigerlich den Weg, den der Großteil solcher Vorhaben nimmt. Es schläft ein, verläuft im Sand, gerät in Vergessenheit.
Hast du erst einmal deine eigene Routine und vielleicht auch ein Schreibritual verinnerlicht, kannst du kreativ werden und deinen persönlichen Schreibstil entwickeln. Du kannst experimentieren und herausfinden, welche Art von Texten dir liegen und welche weniger gut gelingen. Darauf kannst du aufbauen und weiterarbeiten.
Doch zuerst: Schreib endlich! Damit Schreiben zur Routine für dich wird. Mach dir am Anfang absolut keine Gedanken darüber, was du schreibst. Kümmere dich nicht darum, was richtig oder falsch ist, ob du banale, lustige, traurige, spannende oder langweilige Texte schreibst. Das kommt später. Klar ist das wichtig, aber nicht jetzt am Anfang. Du wirst deinen Text später noch oft genug überarbeiten.
Wichtig ist, dass du schreibst. Schreiben soll Spaß machen! So kommst du in den richtigen Flow und findest deinen eigenen Schreibrhythmus. Und allmählich wirst du dabei auch deinen persönlichen Schreibstil entwickeln und immer weiter ausbauen.
Dass wir uns nicht falsch verstehen: Dies ist kein Buch über kreatives Schreiben oder wie du deine Kreativität entfaltest. Es ist eine Anleitung zur Entwicklung deiner Schreibroutine.
Dieses Buch ist daher auch nicht dazu gedacht, es in einem Rutsch von vorne bis hinten durchzulesen. Du arbeitest dich von Tag zu Tag weiter vor.
In den ersten Schritten kümmern wir uns nur um eine kleine Geschichte, damit du einen ersten Einstieg hast. Später kommen die »großen« Texte.
Die Schritte bauen aufeinander auf. Für jeden Tag gibt es einen Schritt (Ausnahme: Schritt 1+2), bis du schließlich in der Lage sein solltest, selbstständig und diszipliniert zu schreiben. Die Anweisungen in Fettschrift geben dir genau vor, was zu tun ist. Am Ende eines Schrittes wirst du jeweils daran erinnert, dir den Termin im Kalender zu notieren (falls du dies nicht bereits im Voraus getan hast). Der nächste Schritt ist zudem angegeben, sodass du sofort dorthin springen kannst. So entsteht nach und nach deine Schreibroutine.
Zwischendurch findest du Tipps.
Alles klar soweit?
(...)
KRITZELKRATZEL, SCHREIB DICH LOCKER
Schritt 1: Chaos entwirrt das Gehirn
Yes, deine erste Routineübung! Stift und Block zur Hand? Nein, bitte NICHT auf dem PC/Laptop schreiben! Zumindest nicht am Anfang. Na also, geht doch.
Lies diesen fettgedruckten Text zuerst laut vor. Dann fängst du an. Und zwar Schritt für Schritt.
Stelle den Ton deines Handys aus und lege es weg. Oder schalte es ganz aus.
Schalte Radio und Fernsehen oder sonstige Lärmquellen aus.
Nimm einen Schreibblock und einen Stift und lege beides vor dir auf den Tisch.
Fange an zu schreiben.
Schreibe einfach ALLES auf, was dir in den Sinn kommt und zwar ohne Punkt und Komma(wenn du also gerade denkst »Hä? Ich denke gerade gar nichts!«, dann schreibe genau das wörtlich auf: Hä ich denke gerade gar nichts). Wenn du einen Hänger hast, schreibst du den letzten Buchstaben so lange, bis du wieder flüssig weiterschreibst.
Achte NICHT auf Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung und andere Dinge!
Schreibe eine ganze Seite voll. Dann stoppst du.
Ergebnis? Wahrscheinlich ein wahres Chaos, oder? Sehr gut!!!Hast du gemerkt, wie sich deine Gehirnwindungen nach und nach entwirrt haben und du am liebsten weitergeschrieben hättest? So setzt du kreative Energie frei. Ging mir genauso! Schau dir mal auf der nächsten Seite meine erste Lockerungsübung an.
Wir machen weiter mit Schritt 2.